Der diesjährige Landesverbandstag führte die vlf-Mitglieder am 14. Mai in den Kreis Soest, in das Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Bad Sassendorf. Ausgerichtet wurde dieser Tag zusammen mit dem Kreisverein Soest. Helmut Dresbach begrüßte als Vertreter des Bildungszentrums Andreas Pelzer, den Vorsitzenden des vlf-Kreisverbandes Soest, Heinz-Georg Büker und den Kreislandwirt Soest, Dirk Schulze-Gabrechten.
Andreas Pelzer gab in seinem Grußwort einen Überblick über den Wandel der bildungspolitischen Schwerpunkte in der Landwirtschaft in den letzten 40 Jahren, von den Themen Zucht und Ökonomie hin zum Umweltschutz und Tierwohl.
Heinz-Georg Büker berichtete über die Entwicklung des vlf-Kreisvereines Soest. Der letzte Landesverbandstag fand in Haus Düsse vor 22 Jahren statt. Kurz danach wurde hier die Landwirtschaftliche Fachschule geschlossen, womit auch die Zukunftsfähigkeit des vlf-Kreisvereines in Frage gestellt wurde, denn ohne Schulabgänger fehlte der potenzielle Nachwuchs. Der vlf-Soest öffnete sich und gab sich den Namenszusatz „Freunde und Förderer des Landwirtschaftszentrums Haus Düsse“. Die Vorstandsarbeit wurde intensiviert, regelmäßige Düsser Kamingespräche zu Anfang des Jahres ins Leben gerufen. Die bewährten Studienfahrten wurden weiterhin durch Frau Kemper-Wieneke organisiert. Der vlf führt die Ehrung der Landwirtschaftlichen Fachschulabsolventen von vor 50 Jahren durch und überreicht die Goldenen Meisterbriefe. Der stete Kontakt zum Berufsnachwuchs bleibt bestehen, da die landwirtschaftliche Berufsschule in Haus Düsse angesiedelt ist und die Freisprechungsfeiern ebenfalls dort stattfinden.
Dirk Schulze-Gabrechten hielt einen Vortrag zum Thema „Die Landwirtschaft und ihre besondere Situation im Kreis Soest“. Von 132.757 ha Gesamtfläche sind 61.300 ha Ackerfläche, davon 2.200 ha ökologisch bewirtschaftet, 12.300 ha sind Dauergrünland. 25-30 % der Gesamtfläche ist Bördeland. Im Kreis Soest gibt es insgesamt ca. 1.760 Betriebe, die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 43 ha mit nur 0,97 Großvieheinheiten je ha. Auch der nachgelagerte Bereich im Kreis Soest ist dem Strukturwandel unterworfen, so schlossen in den letzten Jahren Schlachthof, Molkerei und die Zuckerfabrik. Inzwischen sind 32 Biogasanlagen im Kreis angesiedelt, der Maisanteil an der Ackerfläche beträgt 15,6%. Auf 2.000 ha werden Kartoffeln angebaut und seit 2001 sind die Landwirte auch intensiv in den Möhrenanbau eingestiegen. Fragen zur Zukunft der Soester Börde stellen sich auf den Themengebieten Vogelschutzgebiet Hellwegbörde, “Rote Gebiete“ (Düngeverordnung), Beregnung, Tierhaltung, Hofnachfolge, Bio-Landwirtschaft und Akzeptanz der Landwirtschaft.
Der Vortrag von Andreas Pelzer zum Thema „Vernetzt oder verheddert – Digitalisierung in der überbetrieblichen Ausbildung“ gab den Zuhörern einen Einblick in hochaktuelle Fragestellungen zur zukunftsorientierten Digitalisierung in der Milchviehhaltung. Die Datenflut, die den Milchviehhaltern zur Verfügung steht, ist groß. Für eine erfolgreiche Nutzung kommt es allerdings auf die Strukturierung an. Welche Daten sind für wen von Relevanz? Pelzer unterscheidet dabei drei Arten von Datenpaketen: Es gibt Daten, die vor allem zu Dokumentationszwecken dienen, zum Beispiel Tierbestandsdaten aus der Hit-Datenbank. Andere sind Grundlage für Entscheidungen, dazu gehören Daten, die Tiergesundheitsmanagement, Fütterungsmanagement und Zucht betreffen. Eine dritte Gruppe dient der Steuerung von Prozessen, so entscheidet auf deren Grundlage zum Beispiel der Melkroboter, ob und wann eine Kuh gemolken wird. Problematisch ist, dass die vorhandenen Daten kaum kombiniert werden können, wenn Landwirte die Technik oder Sensoren von unterschiedlichen Herstellern nutzen. „Es werden daher offene Schnittstellen immer wichtiger, um Daten verschiedener Hersteller effektiv zu vernetzen“, so Pelzer. In der automatisierten Datenerfassung mit Sensoren hinterlegen Firmen Algorithmen, die die erfassten Daten auswerten und interpretieren, doch wer definiert und validiert sie? Transparente Algorithmen würden helfen, Prozesse effizienter zu gestalten. Besonderes Potenzial für effektive Vernetzung sieht Pelzer bei der automatischen Fütterung von Milchvieh. Seiner Meinung nach ist die Kompetenz für das Datenmanagement Voraussetzung für erfolgreiche Betriebsführung und fordert, dass diese auch in der Aus- und Weiterbildung vermittelt wird. Dazu leistet die überbetriebliche Ausbildung in Haus Düsse bereits eine gute Grundlage.
In der Mitgliederversammlung standen turnusgemäß Vorstandswahlen auf dem Programm. Einstimmig wiedergewählt als Vorsitzender des vlf-Landesverbandes NRW wurde Helmut Dresbach aus Waldbröl. Als stellvertretende Vorsitzende wurden gewählt Brigitte Engemann, Albert Storm und Jens Wiedenfeld.
In Anerkennung besonderer Verdienste für seine langjährige Tätigkeit im Vorstand des Landesverbandes für landwirtschaftliche Fachbildung wurde Franz-Wilhelm Erasmi aus Vettweiß-Kettenheim die Goldene Ehrennadel des vlf Landesverbandes NRW verliehen. Die Verleihung erfolgte durch den Vorsitzenden Helmut Dresbach.
Am Nachmittag standen zwei Themenführungen durch die Düsser Anlagen auf dem Programm und boten Anschauungsmöglichkeiten zu Thema Digitalisierung. Tobias Scholz informierte zum Thema „Digitalisierung Schwein – IT und KI im Schweinestall“ und Andreas Pelzer zum Thema „Digitalisierung Rind – Wenn der Roboter Kollege wird.“
Beim abschließenden Kaffeetrinken wurde die sehr angeregte Diskussion über die Zukunft der Organisation des vlf fortgeführt.